Der kleine Junge

Der Bruder einer mir bekannten Ärztin lebt mit seiner Familie in Uruguay und war zu Besuch in Österreich. Er hatte seinen Sohn M., 6 Jahre, mit, der an Schlafstörungen litt und Angst hatte, allein in ein Zimmer zu gehen. Vater und Sohn sind wegen dieses Problems zu mir ins Coaching gekommen.
Der Vater schilderte mir die Situation seines Sohnes, da dieser nur Spanisch spricht. Sein Sohn sagt, dass er in seinem Zimmer Gespenster und Schatten sieht und sich davor fürchtet. Der Versuch einer Intervention mittels Winken scheitert, das der Kleine M. ein aufgeweckter Junge ist und trotz einer Fingerpuppe meinem Winken nicht folgen kann, da er schon wieder etwas anderes machen will.
Nach einem kurzen inneren Dialog – was nun – entscheide ich mir für das Tappen. Dazu lasse ich den Jungen neben seinem Vater auf der Couch Platz nehmen, zeige ihm, wie er seine Hände in offener Haltung auf seine Oberschenkel legen soll und bitte den Vater als Übersetzer tätig zu sein. Während der Junge auf die Fragen antwortet tappe ich langsam auf seinen Händen, abwechselnd links, rechts und beobachte dabei die Reaktion des Jungen.
Nach rund 15 Minuten hatte ich das Gefühl, dass es ausreichend sei und habe noch einen Check drei Tage später vereinbart. Einen Sofortcheck habe ich noch im Coaching gemacht, indem ich den kleinen M. gebeten habe, das Glas in die Küche zu bringen, was dieser zum Erstaunen seines Vaters sofort umgesetzt hat. „ Das hätte er vorher niemals gewagt, alleine in einen anderen Raum zu gehen.“, so die Reaktion des Vaters. Drei Tage später war der Junge wieder bei mir und er hat sich sofort auf die Couch gesetzt, Hände auf den Oberschenkel und hat mit einem lachenden Gesicht die Fragen – die sein Vater wieder übersetzte – beantwortet. Und siehe, die Gespenster und Schatten waren weg. Wochen später habe ich die Rückmeldung bekommen, dass der Junge allein in sein Zimmer geht und dass die Schlafstörungen beseitigt sind.