Bei Vollgas auf der Bremse

Gerlinde, eine durchaus tüchtige junge Frau Mitte Dreißig und momentan arbeitssuchend, kam zu mir ins Coaching. Sie berichtet darüber, dass immer wenn sie sich wo bewirbt und beim Bewerbungsgespräch sitzt, ihre Energie vollkommen in den Keller geht. Dadurch punktet sie in den Gesprächen nicht entsprechend und kommt nicht in die nächste Runde.

Also beschließt sie, sich selbstständig zu machen, was realistischer Weise mit Ihren Qualifikationen möglich ist. Jedes Mal, wenn sie sich hinsetzt und versucht eine Broschüre für ihre Dienstleistungen zu erstellen, überkommt sie jedoch eine bleierne Müdigkeit und sie kann sich nicht mehr konzentrieren. Sie schildert mir das Gefühl, das sie sowohl von den Bewerbungsgesprächen als auch von der Erstellung der Broschüre kennt – es fühlt sich wie ein „Zug nach hinten“ an, der sie erheblich bremst.

Wir explorieren einmal die Botschaft des gefühlten Zugs zurück – sie präzisiert dann: eigentlich ist es ein Gefühl wie

„auf der Bremse und auf dem Gaspedal gleichzeitig zu stehen“.

Um sie im Augenblick zu unterstützen helfe ich ihr, ihre Ressourcen sichtbar zu machen. Sie erstellt als Hausübung ein Mindmap zu all ihren Fähigkeiten, Fertigkeiten und positiven Eigenschaften. Das gelingt ihr sehr gut und auch die Rückfrage bei guten Freunden und ehemaligen Kollegen ist durchgehend positiv. Allerdings tauchte auch eine herbe Enttäuschung von ihrer letzten Arbeitsstelle auf – sie wurde gekündigt.

Da ich weiß, dass nur eine gut aufgeräumte und emotional verarbeitete Vergangenheit eine wirklich starke Basis für eine gute Zukunft bildet, frage ich sie auch danach wie es ihr geht, wenn Sie daran denkt, dass sie entlassen wurde. Sie beginnt zunächst relativ emotionslos über ihre Kündigung zu sprechen. Dabei nimmt sie sowohl ihren Chef als auch die Firma in Schutz. Die Kündigung der Mitarbeiter war unvermeidbar und sie versteht natürlich, dass es sie traf – sie hat keine Familie, ist jung und gut ausgebildet.

Jedoch etwas tiefer nachgefragt, kamen dann die versteckten Emotionen hoch. Sie hatte eine unglaubliche Wut sowohl auf ihren Chef als auch auf die Firma. Sie hatte sich immer sehr eingesetzt und auch Ihre persönlichen Interessen immer wieder hinten angestellt und nun wollte man sie nicht mehr. Diese Wut und die dahinterliegende Trauer über die Enttäuschung lassen sich bearbeiten. Dazu verwenden wir im Coaching das Rückgaberitual.

Das Rückgaberitual

Unter meiner Anleitung hat Gerlinde die Emotionen aus ihrer Kündigung in einen großen schweren Stein hinein fließen lassen. Mit begleitenden Worten, die ich ihr angeboten habe, hat sie diese fiktiv zuerst an ihren Chef und dann an die gesamte Firma zurückgegeben. Dies ist ein sehr hilfreiches Ritual um noch schwelende und nicht verarbeitete Emotionen aus der Vergangenheit loszuwerden und diese auf eine etwas ungewöhnlich Weise zu integrieren. Der Effekt, der sich dann einstellt ist meist eine unendliche Erleichterung. Man hat das Gefühl, von einer großen Last befreit zu sein und wieder gut durchatmen zu können.

Bei Gerlinde war der verspürte Zug zurück anschließend weg und sie hatte das Gefühl das Gaspedal wieder ungehindert verwenden zu können. Sie entschied sich, sich tatsächlich selbstständig zu machen und ist am besten Weg die ersten Aufträge an Land zu ziehen.

Das Rückgaberitual lässt sich auch im Selbstcoaching anwenden. Es befreit von negativen Gefühlen aus vergangenen Situationen – eine Beschreibung hierzu schicke ich Ihnen gerne zu. Senden Sie mir einfach ein E-Mail unter cl@ladinig.at.

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